Rumänien März '23 - ein Reisebericht der Kastrationsaktion

Bei unserer Kastrationsaktion im März war zum ersten Mal auch Saskia mit, welche sich in unserem Verein um Vor- und Nachkontrollen kümmert. Sie hat ihre Eindrücke  in einem spannenden Reisebericht festgehalten.

Dank eurer Unterstützung und der vielen Spenden hatten wir die Möglichkeit im März eine große Kastrationsaktion in Onesti auf die Beine zu stellen. Vor Ort waren diesmal unsere Vorsitzenden Lena und Leslie, unser neustes Vereinsmitglied Lea und ich. Diese Reise nach Rumänien sollte aber viel mehr werden als eine reine Kastrationsaktion: Es wurde zu einer Möglichkeit, mit der Politik in den Austausch zu gehen und nachhaltig etwas zu verändern.

Aber von vorne: Noch vor der Anreise erhielten wir eine Nachricht, die uns schockierte: In unserem Tierheim in Onesti, das wir regelmäßig besuchen und unterstützen, sollten bis zum Ende des Monats 35 Hunde eingeschläfert werden. Eine politische Anordnung, um Platz im Shelter zu schaffen.

Lena und Leslie reisten schon am 12. März an und wurden bereits am 13. März vom Bürgermeister höchstpersönlich zu einem Gespräch gebeten. In Begleitung von unseren Freundinnen Gabriela und Mihaela vom Public Shelter Onesti, stießen wir hier auf offene Ohren: der Bürgermeister zeigte sich bereit, mit uns zu kooperieren und erklärte den Beschluss zum Töten als unwirksam. Zudem sollte unsere künftige Zusammenarbeit mit der Stadt durch einen Vertrag besiegelt werden, den unsere Juristin Leslie in den nächsten Tagen aufstellte. Der Bürgermeister wendete sich außerdem nochmals an alle Besitzenden von Hunden und Katzen in Onesti und bat sie, ihre Tiere in den nächsten Tagen zur Kastration zu uns zu bringen – eine riesige Hilfe, um so viele Menschen wie möglich zu erreichen. Auch das Team vom Public Shelter war im Vorfeld der Aktion gemeinsam mit der Polizei von Haus zu Haus gegangen, um die Bevölkerung über die Wichtigkeit von Kastrationen und über unsere Aktion aufzuklären, die für die Ansässigen kostenlos ist.

Und so stellte sich für uns ein großartiger Erfolg ein, noch bevor unsere Aktion überhaupt angefangen hatte! Mit riesiger Motivation starteten wir deshalb gemeinsam am 16. März die Kastrationen. Unterstützt wurden wir an den vier Tagen von einem tollen Veterinär-Team und natürlich den Mitarbeiter_innen des Public Shelter Onesti. Die Vorarbeit der Tierschützer*innen vor Ort und des Bürgermeisters trugen Früchte: Gleich am ersten Tag war der Andrang riesig und alle Beteiligten arbeiteten wie am laufenden Band. Am 16. März wurden bereits 126 Tiere kastriert!

Die Aufgaben für uns als resQdogs e.V. waren vielfältig: Wir begleiteten die Tiere, die zu uns kamen, in und aus der Anästhesie, zogen Zugänge, klebten Pflaster, zählten und dokumentierten die kastrierten Hunde und Katzen; wir fuhren gemeinsam mit Mitarbeitenden zu Bewohner*innen, die keine Möglichkeit hatten, ihre Tiere zu uns zu bringen, sammelten Tiere ein und brachten sie wieder zurück; wir kümmerten uns um „Notfellchen“, die zu uns gebracht wurden, versorgten und peppelten auf; gleichzeitig checkten wir immer wieder die Hunde im Public Shelter, prüften, welche vermittelbar sind und wie es denen geht, die schon länger auf unserer Liste stehen, aber leider noch nicht adoptiert wurden. Denn das Verhalten eines Hundes kann sich in einem so stressigen Umfeld, wie ein solch großes Shelter nun mal ist, ändern – nur, weil das Tier vor einem Jahr vermittelbar war, heißt das nicht, dass es das für immer ist. Und da es uns am Herzen liegt, nur verträgliche Hunde zur Adoption freizugeben, schauen wir jedes Mal, wenn wir in Rumänien sind, nach unseren Kandidaten.

Und der Andrang auf unsere Aktion ließ nicht nach: Am 17. März waren es bereits 264 behandelte Tiere, am 18. März 392 und am 19. März beendeten wir die Aktion mit 485 kastrierten Katzen und Hunden. Alle Tiere hatten die Behandlungen gut überstanden. Damit haben wir an diesen vier Tagen die größte Kastrationsaktion der Region auf die Beine gestellt, die es jemals gab. Der Bürgermeister war so begeistert von unserem Engagement und der großartigen Zusammenarbeit zwischen Rumänien und Deutschland, dass tatsächlich ein Vertrag unterschrieben wurde, der die weitere Zusammenarbeit definiert. Ein weiterer, wichtiger Schritt in die richtige Richtung: Zu nachhaltigem Tierschutz.

Die Tage vor Ort waren körperlich und emotional sehr fordernd und wir hatten ganz schön was zu verarbeiten, als wir wieder zuhause waren. Denn so schön es auch ist, vor Ort so viel zu bewirken zu können, sahen wir uns trotzdem tagtäglich mit sehr viel Leid konfrontiert. Leid, dem man auf lange Sicht nur mit Kastrationen Einhalt gebieten kann. Deshalb wird auch schon wieder die nächste Aktion vor Ort geplant – um nachhaltig etwas verbessern zu können.